Zu Hause bleiben

Vor etwas mehr als 8 Jahren sind wir stolze Besitzer vom Gasthof Rössli und mit ihm einer riesen, grossen Liegenschaft geworden. Es ist unfassbar, dass soviel Zeit vergangen ist. Bis vor nun bald 4 Jahren haben wir

 weiterhin im Ried gewohnt. Wo unsere Tiere, unser Haus, unser Daheim war. Nun wird unser Ried von der nächsten Generation bewohnt, das ist sehr gut so. Während dessen Umbauphase, wohnten wir fast alle in im Rössli. Wir hatten zwei Schlafzimmer, im Büro war zugleich unser Wohnzimmer und unsere Küche war die Restaurantküche. So wie es wohl auch bis vor ein paar Jahrzehnten hier im Haus üblich war. Nun seit gut drei Jahren bewohnen wir die schöne Wohnung zuoberst im Haus. Eine wunderschöne Aussicht und Blick zum Horizont, wo wunderschöne Schauspiele des Himmels, der Wolken und der Sonne wunderbar zu beobachten sind. 
Vor einem Jahr haben wir uns ja auch in einem Lockdown befunden und nun sind wir wieder seit vielen Wochen in einem Ausnahmezustand.  Als ich Wirtin im Rössli wurde, plante ich dies für 10 Jahre zu tun. Oft habe ich zu meinen Mitarbeiterinnen gesagt, 10 Jahre geben wir Vollgas, ausruhen und schlafen können wir später. Das haben wir auch gemacht, voller Elan hinein in das Abenteuer. Für mich musste alles stimmen, ich wollte, dass alles schön ist. Schöne Servietten, schöne Tischsets, mit dem Rössli-Logo drauf, da gibt es noch sehr viel aufzuzählen, es war und ist mir einfach sehr wichtig, ich kann nicht anders. Um einen Betrieb wie unser Rössli aufzubauen und zu führen braucht es sehr viel Energie und Kraft. Wenn meine Familie, mein Mann mich nicht hätte so gehen lassen und unterstützt hätten, wäre das nicht möglich gewesen. 
Es hat in diesen Jahren auch einige Ereignisse gegeben, die für sich alleine schon genug Kraft gekostet hätten, aber die sind alle "unter laufenden Motoren" passiert, verheilt und sind nun Teil unserer Vergangenheit. 
Nun ist es leider ein Irrtum, wenn wir denken wir können einfach über unsere Kräfte hinaus arbeiten und uns später erholen, da werden wir ohne wenn und aber eingeholt von Tatsachen, die wir nicht wahrhaben wollen. 
Und dann kommt da auch noch dieser Stillstand. Plötzlich bin ich in einer anderen Rolle, ich bin wieder hauptsächlich Hausfrau, verbringe plötzlich fast die ganze Teit in unserer Wohnung, im ganzen Haus. Dieses Haus, das ja eigntlich auch unser zu Hause ist. Es war in erster Linie mein Arbeitsort und da meine Arbeitszeit oft 14 bis 16 Stunden betrug, war ich in den vergangen Jahren eigentlich nur Stundensweise in unserer Wohnung. Ich musste mich zu recht finden, mit der neuen Situation, mit vielen Tatsachen und ich hatte Gelegenheit sehr viel mehr Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Ich hatte Gelegenheit zu Hause, Daheim zu sein und das tut mir trotz allem, einfach gut. Herzlich Ihre Gastgeberin Judiith Gysin-Schaffner