In Zeiten wie diesen

Eines meiner Lieblingslieder, ist von den "Toten Hosen - Tage wie diese", dazu konnte ich in den letzten Jahren, mehrere Male, hier im Rössli, umgeben von lieben Menschen, so richtig ausflippen. Wie ich mich freue, wenn das

wieder möglich sein wird. Musik, Gedränge, Unendlichkeit, ewig Zeit, Lebenslust, Unbeschwertheit.  Wir alle 
vermissen das alles so sehr. Eine unserer treuen Mitarbeiterinnen, Vreni hat gezählt, 105 Tage waren es, seit sie das letzte Mal hier im Rössli gearbeitet hat. Gestern, war sie nach dieser langen Zeit wieder einmal im Einsatz. Wir durften sehr viele Bestellungen für unser TakeAway- Menu herausgeben. Ich habe die Tage nicht gezählt, aber es ist lange her, seid wir in unserer Gaststube Gäste bewirtet haben. Als wir, auf Grund von Corona-Erkrankungen im November unser Restaurant schliessen mussten, kamen sehr düstere Wochen auf uns, mich zu. Es war für mich eine Zeit, in der mir der "Energie-Stecker" gezogen wurde, ausser Gefecht in jeder Hinsicht. Ich wurde von meinem Mann gut umsorgt, meine Mitarbeiterinnen, die gesund geblieben sind, haben alles aufgeräumt und den ganzen Bezrieb herunter gefahren, ich wurde von meiner Familie und meinem Team und vielen lieben Menschen in Gedanken umsorgt.
Die Zeit in der Isolation war geprägt von Schmerzen, dahindämmern, Appetitlosigkeit, keinerlei Geschmacksempfinden, Traurigkeit und Verständinslosigkeit.
Mein oberstes Gebot war in unserem Betrieb das Schutzkonzept konsequent umzusetzen und einzuhalten. Daran haben wir und unsere Gäste uns gehalten und trotzdem hat dieses Virus den Weg zu mir in die Küche und weiter zu anderen Menschen gefunden. Es war für mich ein Trauma, als sich zeigte, wieviele Menschen sich mit grösster Wahrscheinlichkeit, bei uns angesteckt haben. Die Korrespondenz mit den Behörden, die Telefonate, die trotz allem geführt werden mussten. Mir ist mein "Rössli-Leben" um die Ohren geflogen. Ich war so richtig am Boden, wusste nicht wie und ob es überhaupt weitergehen soll und kann. Mein Gesundheitszustand war vor der Viruserkrankung bereits nicht ganz im grünen Bereich. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht und habe keinen Lösungsweg gesehen. Das war sehr ungewöhnlich, diese Machtlosigkeit, der ganzen Situation ausgeliefert. Es hat einige Wochen gedauert, bis ich mich wieder unter die Leute traute.
Nun ist diese Zeit zum Glück vorbei und ich habe seit Ende Januar auch wieder mein Geschmacksempfinden zurück. Wir haben mit unserem Selbstbediengsangebot, Brot und Zopf backen, TakeAway-Menus kochen angefangen. Wir freuen uns über viele Gäste, bzw. Kundinnen und Kunden. Es ist schön zu hören, wie unser Rössli und unser Team vermisst werden. Es ist schön zu hören, wieviele Menschen uns, mich durch "diese Tage" in Gedanken begleitet haben. Wir bekommen Unterstützung in vielen Formen, auch vom Kanton und Bund. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar. 
Zuverschtlich schauen wir, ich nun in die Zukunft. Es wird allerdings nicht mehr ganz so, wie es war. Ich möchte weiterhin gesund und munter der Zukunft entgegen gehen, darum werde ich meine Arbeitszeit reduzieren. Erfreulicherweise hat sich ein schönes Arragement ergeben. Zwei Frauen aus Zeglingen, Gianna und Bea werden in Zukunft zwei Sonntage im Monat unser Rössli mieten und ihre eigenen Gericht anbieten. An den übrigen Sonntagen sind wir mit unserer beliebten Rössli-Küche am Start. In Zeiten wie diesen, ergeben sich Gelegenheiten, die ausprobiert werden können. Durch diese Erfahrungen, kann auch alles etwas Gelassener angegangen werden, weil die Gewissheit da ist, dass es einerseits Situationen gibt, in denne wir alles aus unseren Händen geben müssen und wiederum die Gewissheit, es gibt einen Weg und es gibt sogar neue Lösungsansätze. Tja, nun denn, alles Gute wünsch ich Ihnen und hoffentlich bis bald. Herzlichst Ihre Gastgeberin