Ausnahmezeiten

Wir befinden uns alle in einer ausserodentlichen Zeit. Bis jetzt haben wir nur aus der Ferne von solchen Krisen gehört, es hat immer andere Länder, andere Menschen betroffen. Nun sind wir mitten drin und was undenkbar war, ist Realität.

 Auch in unserem Haus ist es still, sehr still. Ausser den zwei grossen Kühlzellen, sind alle Geräte, Maschinen abgestellt. Kein Feuer knistert, weder im Herd noch im Ofen. Es ist kalt. Was ist ein Gasthaus ohne Gäste? Ohne Mitarbeitende, die alle Hände voll zu tun haben? Eine Gaststube ohne Stimmengewirr, ohne das Lachen, die Diskussionen am Stammtisch, das Gläser klirren ohne all das was eben ein Gasthaus, eine Gaststube ausmacht. Das ist ein so unendlich leerer, stiller, ja fast trauriger Ort. Die Räume sind dazu da, um mit der Fülle des Lebens gefüllt zu werden. Wir hatten ja noch Betriebsferien und haben soeben wieder mit Arbeiten begonnen. Ganz klar war die Stimmung verhalten, wir rechneten mit diesen Massnahmen und doch, als es Tatsache war, schien alles so unwirklich. Eben erst alles geputzt und ausgeräumt, bzw. wieder eingeräumt, waren wir schon wieder am ausräumen. Für so eine lange Zeit haben wir unser Rössli noch nie in den Schlaf entlassen. Nach einer Woche Ruhe und Stille, hatte ich das Gefühl, es sei schon so lange her, dass wir geschlossen haben. Es ist ein Art Vaccuum. Für mich und meine Mitarbeiterinnen war aber auch schnell klar, dass wir keinen Take Away anbieten werden. Für mich war einer der Hauptgründe, ich wollte nicht dazubeitragen dass Menschen sich aus dem Haus begeben. Nun sind bald 14 Tage vergangen, es gab sehr viele Formulare auszufüllen, Telefongespräche zu führen, damit wir alle diese Zeit  überstehen. Zum grossen Glück sind alle gesund geblieben und das bleibt hoffentlich so. In dieser Zeit ist aber auch möglich etwas zu tun, das in den letzten Jahren einfach kein Platz hatte. So habe ich meine Freude am Zeichnen wieder entdeckt. Mich in etwas zu vertiefen, ohne im Kopf bereits wieder an einem Ort zu sein, das konnte ich schon lange nicht mehr. Auch meine Gelenke freuen sich darüber, dass sie zur Zeit sehr wenig beansprucht werden.  Ich denke an jene Menschen, die in vollem Einstaz stehen, um erkrankte Menschen zu pflegen, an jene, die an vordester Front stehen und ich wünsche ihnen viel Kraft und Energie. 
Wir halten diese Zeiten aus, wir stehen das durch und nutzen diese Zeit, um uns Dingen zuzuwenden die sonst nie Platz haben. Wir freuen uns, wenn wir unsere Türen wieder öffnen dürfen und Euch, liebe Gäste wieder bei uns begrüssen zu dürfen! Bis dann alles Gute, bleibt gesund und zuversichtlich.
Herzlich Eure Gastgeberin Judith Gysin